Die europäischen Motorradmärkte haben im dritten Quartal 2025 deutliche Einbußen hinnehmen müssen. Laut aktuellen Daten des Branchenportals Motorcycles Data, das regelmäßig Verkaufszahlen von Motorrädern, Rollern und sogenannten „Powersports“-Fahrzeugen (darunter Quads und ATVs) veröffentlicht, schrumpfte der Gesamtmarkt in Europa um rund 5 Prozent. Besonders stark betroffen: Deutschland, wo der Absatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16,6 Prozent zurückging.
Deutschland unter Druck: Absatzrückgang trotz starker Basis
Nach einem soliden Jahresstart musste der deutsche Motorradmarkt im dritten Quartal spürbar Federn lassen. Während Länder wie Spanien und Griechenland ein Plus von 8,1 Prozent verzeichneten und Polen sogar um 11,3 Prozent zulegte, steht Deutschland mit einem zweistelligen Minus am unteren Ende der europäischen Vergleichstabelle.
Branchenbeobachter führen die schwache Entwicklung vor allem auf Marktbereinigungen nach der Euro-5-Norm zurück. Seit Anfang 2025 dürfen Motorräder, die nur die Abgasnorm Euro 5 erfüllen, nicht mehr neu zugelassen werden. Viele Händler hatten im vergangenen Jahr entsprechende Modelle noch zugelassen („Selbstzulassungen“), um sie 2025 als Gebrauchtfahrzeuge mit Rabatten anzubieten. Diese Motorradverkäufe tauchen nun nicht in der Neuzulassungsstatistik auf – was die offiziellen Zahlen zusätzlich belastet.
Honda bleibt an der Spitze – chinesische Marken holen auf
Trotz des schwierigen Umfelds konnte sich Honda an der Spitze des europäischen Marktes behaupten. Die Japaner steigerten ihren Absatz im dritten Quartal um 5,7 Prozent und liegen damit klar vor Yamaha (–3,9 %) und Piaggio (–13,6 %).
Auffällig ist das starke Wachstum chinesischer Hersteller, die sich zunehmend auf dem europäischen Markt etablieren. Marken wie Voge (+60,9 %), Zontes (+79,1 %) und QJ Motor (+101,9 %) profitieren von aggressiven Preisstrategien und einem immer breiter werdenden Modellportfolio. Auch in Deutschland tauchen diese Marken immer häufiger in den Verkaufsstatistiken und in den Showrooms auf – ein Trend, der in den kommenden Jahren anhalten dürfte.
Ausblick: Konsolidierung nach dem Umbruchjahr
Die aktuelle Entwicklung zeigt deutlich, dass sich der europäische Motorradmarkt in einer Phase der Konsolidierung befindet. Nach mehreren Jahren starken Wachstums und einer Übergangsphase durch die Euro-5+-Abgasnorm rechnen Branchenexperten mit einer vorübergehenden Marktkorrektur.
In Deutschland dürfte sich der Markt laut Einschätzungen stabilisieren, sobald die Lagerbestände abverkauft sind und die Hersteller ihre Modellpaletten vollständig an die neuen Emissionsvorgaben angepasst haben. Gleichzeitig könnte der wachsende Einfluss chinesischer Marken den Wettbewerb weiter anheizen – sowohl preislich als auch technologisch.
Fazit:
Der europäische Motorradmarkt steht 2025 unter Druck, und Deutschland bildet dabei keine Ausnahme. Während etablierte Hersteller wie Honda ihre Position behaupten können, drängen chinesische Marken mit Nachdruck auf den Markt. Für Verbraucher bedeutet das einerseits attraktive Preise – für die Branche andererseits eine Herausforderung in einem zunehmend gesättigten Umfeld.
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