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Zubehör-Test: Kettenschmiersystem Pro Oiler

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19 Mai 2010~6 Min Lesen
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Die Kette muss geschmiert werden. Am besten von jemand anders. Bei der Mille schmiert der belgische Pro Oiler den offenen Endantrieb. Zubehörtest und Schraubanleitung plus die Erfahrungen aus fünf Jahren Fahrpraxis mit diesem Kettenschmierer.

Ich gebs zu: Ich bin ein Schattenparker. Und ein Ketteschmierer. Die harten Jungs kaufen sich nach 5000 km einfach eine neue Kette, dazu hab ich aber zu wenig harte Währung. Ein Kettenöler musste ran, am besten der beste. Mister Eisenarsch Gary Eagan, Halter diverser Langstreckenrekorde, benutzt den Pro Oiler an seiner Duc und hat nur die wärmsten Empfehlungen dafür. Pro Oiler it is, then!

Wenn das Paket ankommt, fällt einem als erstes die dicke Doku entgegen. Das Kit besteht aus einer Bedieneinheit mit Prozessor, einer Verteilerbox, einer Pumpe, einem Ölvorratsbehälter und einer Schmiergabel für Kettenrad oder Ritzel. Das sieht aus wie ein größeres Fummelprojekt, ich hab schon keine Lust mehr. Noch weniger Lust hab ich allerdings auf Kette schmieren alle fünf Meter bei dem Wetter, also ab in die Garage mit dem Zeug. Der Pro Oiler benetzt die Kette später mit dünnflüssigem Öl, das bestehendes Kettenfett irgendwann auswäscht. Bevor also dicke Batzen davon überallhin fliegen, empfiehlt es sich, die Kette vorher zu säubern, ich hab den Kettenreiniger eines Herrn Dr. Wack verwendet, andere funktionieren wahrscheinlich genauso gut.

Dann muss die Liebste entkleidet werden, vor allem im Heckbereich. Wir brauchen Zugang zur Bordelektrik und Platz für Pumpe und Ölflasche. Alles grob an die geplante Position legen, Kabel abisolieren und nach den einfach zu befolgenden Anweisungen der Bedienanleitung verdrahten. Der Pro Oiler arbeitet sinnigerweise nach Wegstrecke, reguliert die Ölmenge also nach Kettenlaufweg statt nach Zeit. Dazu braucht er entweder das Signal aus einem Reed-Kontakt (liegt für alte Kräder bei) oder bei neueren Modellen das elektronische Tachosignal.

Die Hersteller verwenden fast immer einen Standard-Hall-Geber, und der hat drei Leitungen: plus, minus, Signal. Welche die benötigte Signalleitung ist, steht entweder im Werkstattbuch oder man nervt den freundlichen Pro-Oiler-Mann, der das für viele Fabrikate weiß oder auf seiner Seite stehen hat. Ganz Findige drehen am Rad und machen sich mit dem Oszi oder dem (hahaa!) eingebauten Signalzähler des Pro Oilers auf die Suche.

Das war auch schon das Schwierigste. Strom greifen wir am Rücklicht ab, der Ölvorrat wird über der Blackbox befestigt, die Pumpe am Rahmenheck, die Bedieneinheit in Handschuhreichweite auf der linken Verkleidungsoberseite.

Die Ölgabel für das Kettenrad wird an dieser Innenbohrung der Mille-Schwinge verschraubt. Weil das Öl aktiv gepumpt wird statt wie bei einem Schwerkraftöler laufen gelassen, reicht der Ölleitung ein geringer Leitungsquerschnitt und man kann sie relativ freizügig verlegen. An der Mille ist die Gesamtinstallation nur bei näherem Hinsehen überhaupt sichtbar.

Jetzt muss das Gerät noch eingestellt werden. Jeder Tacho produziert eine andere Anzahl von Signalen pro Radumdrehung. Ein Gehilfe dreht am Rad, der Signalzähler des Pro Oilers verrät die Impulse pro Umdrehung. Die kommen als Korrekturfaktor ins Grundsetup, bei der Mille sind es „5“. Je nach Kettenart und Länge verwendet das Gerät eine andere Ölmengentabelle, ich hab die 16 genommen. Update: Ich habe nachgesehen, damals habe ich nach kurzer Zeit auf die empfohlene 11 gewechselt, weil 16 zu fett war. Speichern, fertig. Der Schnellpumpmodus (2s „+“ drücken für 20 Pumpstöße) füllt noch die Ölleitung, dann ist die Maschine fertig für eine Probefahrt. Alles festzurren, verschrauben, verdeckeln, Sitz drauf und los. Ein paar Schnellpumpzyklen geben der Kette die nach der Reinigung nötige Grundölung, ab dann will ich nix mehr mit schmieren am Hut haben.

Tatsächlich sieht die Kette noch nach tausenden Testkilometern sehr gut aus. Ein leichter Ölfilm schützt und schmiert, doch durch die doppelseitige Aufbringung und die exakte Arbeitsweise kann man mit sehr wenig Dreck auf der Felge fahren, ohne die Kette trockenlaufen zu lassen. Die gelieferte Ölmenge bleibt dank einer intelligenten Pumpensteuerung trotz extremer Temperaturschwankungen im Heck (-10°C bei Fahrtbeginn bis +15°C im Stadtverkehr) bemerkenswert konstant. Die Mille kann recht schnell, deshalb ist die entfernungsabhängige Kettenschmierung besonders angenehm, die weder bei ein paar eiskalten Stunden 200+ auf der Bahn zu wenig liefert noch im lauwarmen Stop-and-Go der Stadt zu viel. Die durchdachten Menüfunktionen erlauben Kontrollfreaks wie mir zudem den ständigen Check der korrekten Arbeitsweise des Pro Oilers.

So. Das Teil ist jetzt seit bald fünf Jahren dran. Funktion: einwandfrei. Im Vergleich zu einer Haftspray-geschmierten Kette fällt auf, dass die Mille viel leichter rollt, sich viel leichter schiebt. Diesen Reibungsvorteil kann man sogar auf dem Prüfstand messen, meist kommen so zwei, drei PS mehr am Rad an (Leistung am Rad ohne Schleppleistungsabzug messen). Aktuell liegt dem Pro Oiler eine selbstzentrierende Düse bei, die das Kettenblatt beidseitig benetzt. Dadurch reicht eine geringe Dosiermenge, ohne dass die Kette trockenläuft, außerdem fällt die kritische Düsenmontage leicht. Pragmatiker schütten Motoröl in den Vorratstank, ich habe allerdings mal einen Leserbrief gekriegt, der anprangerte, dass Motoröl die Grundwasserfische tötet. Also ist meine gute Tat für heute die Aussage: „Motoröl is bad, m’kay?“ Man kann auch Kettensägenöl einfüllen, das ist dann irgendwie bio.

Die intelligent angesteuerte Hubkolbenpumpe garantiert eine gleichmäßige Ölfördermenge über einen weiten Temperaturbereich.

Du willst mehr lesen: www.mojomag.de

Pro Oiler ist: das beste Kettenschmiersystem am Markt
kostet: 205 Euro
gibt es bei:
Pablo Crofts, Pro Oiler
Pelgrimsstraat 32
B-2000 Antwerpen
Belgien
www.pro-oiler.com

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