Während viele Motorradfahrer sich gerade erst an E10 gewöhnt haben, steht schon der nächste Schritt vor der Tür: In Deutschland wird derzeit ein neuer Kraftstoff getestet, der noch mehr Bioethanol enthält – E20. Was umweltfreundlich klingt, sorgt bei Besitzern älterer Maschinen jedoch für Sorgenfalten.
Mehr Ethanol, weniger CO₂
Der Hintergrund: Mit steigenden Bioethanol-Anteilen wollen Politik und Industrie den CO₂-Ausstoß im Straßenverkehr weiter senken. Seit Anfang 2024 gibt es an deutschen Zapfsäulen flächendeckend E10 – Benzin mit 10 % Bioethanol. Das neue E20 geht noch weiter: Ganze 20 % Bioethanol sollen fossile Bestandteile ersetzen.
In Mannheim (Baden-Württemberg) läuft aktuell ein Pilotprojekt: Dort können erste Flotten bereits E20 tanken. Ziel ist, das neue Benzin mittelfristig bundesweit anzubieten – vorausgesetzt, es erfüllt die technischen Normen und die Infrastruktur ist bereit.
Problemzone für ältere Bikes
Doch während moderne Motoren meist für E10 ausgelegt sind, sieht es bei vielen Motorrädern, gerade bei älteren Modellen oder Liebhaberstücken, anders aus. Ethanol kann Dichtungen, Schläuche und Aluminiumteile angreifen. Wer schon mit E10 Probleme hatte, dürfte mit E20 keine Freude haben.
Ein weiteres Risiko: Ethanol zieht Wasser an. Lagert sich Feuchtigkeit im Tank oder im Kraftstoffsystem ab, kann das zu Rost und Schäden an Vergasern oder Einspritzanlagen führen. Hinzu kommt die reinigende Wirkung: Alte Ablagerungen im Tank können sich lösen und Leitungen oder Düsen verstopfen.
Besonders gefährdet sind Bikes, die vor 2010 gebaut wurden. Wer ein altes Schätzchen in der Garage hat, sollte also genau prüfen, ob sein Motorrad E20 verträgt – oder lieber zu alternativen Kraftstoffsorten greift, solange es noch möglich ist.
Umweltaspekt: Mehr Chance als Risiko?
Der ADAC sieht trotz der Risiken klare Vorteile: Bioethanol stammt aus nachwachsenden Rohstoffen wie Getreide oder Zuckerrüben und soll helfen, Millionen Tonnen CO₂ einzusparen. Für moderne Fahrzeuge und neue Bikes könnte E20 also durchaus eine sinnvolle Lösung sein, um den Verkehr etwas klimafreundlicher zu machen.
Was heißt das für uns Biker?
Noch ist E20 nicht flächendeckend verfügbar – aber wer viel unterwegs ist, sollte die Entwicklung im Auge behalten. Prüft am besten schon jetzt, welche Spritsorte euer Motorrad verträgt. Wer auf Nummer sicher gehen will, schaut ins Handbuch oder fragt beim Hersteller nach.
Gerade bei längeren Standzeiten – Stichwort Winterpause – kann hoher Ethanolanteil problematisch sein. Eine volle Tankfüllung mit herkömmlichem Super (soweit verfügbar) oder Additive können helfen, Korrosion zu vermeiden.
Fazit
Die Richtung ist klar: Mehr Bioethanol im Benzin wird kommen. Für viele Biker ist das ein Spagat zwischen Umwelt und Technik. Moderne Bikes werden damit meist klarkommen – Besitzer älterer Maschinen sollten jedoch vorsichtig sein und genau hinschauen, was sie tanken.
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