Die Diskussion um die Zukunft des motorisierten Individualverkehrs wird derzeit vor allem von Elektroantrieben dominiert. Doch eine neue Entwicklung aus Deutschland und der Schweiz bringt frischen Wind in die Debatte: Solartreibstoff – ein synthetischer Kraftstoff, der mithilfe von Sonnenenergie produziert wird – wurde nun erstmals erfolgreich in einem Motorrad eingesetzt.
Erste Testfahrt mit einer Harley-Davidson
Im nordrhein-westfälischen Jülich absolvierte eine Harley-Davidson als weltweit erstes Motorrad eine Fahrt, die vollständig mit Solartreibstoff durchgeführt wurde. Der V-Twin-Motor der Maschine wurde dabei nicht modifiziert – getankt wurde ein synthetisches Benzin, das in der Solartreibstoffanlage des Unternehmens Synhelion hergestellt wurde.
Hinter dem Projekt steht Professor Aldo Steinfeld von der ETH Zürich, ein ausgewiesener Experte für solarthermochemische Verfahren. Gemeinsam mit dem Synhelion-Team entwickelte er ein Verfahren, bei dem Wasser und CO₂ mithilfe konzentrierter Sonnenwärme in flüssigen Kraftstoff umgewandelt werden.
Klimaneutral und kompatibel
Das Besondere an diesem Solartreibstoff: Er ist nahezu CO₂-neutral. Bei der Verbrennung wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie zuvor bei der Herstellung entnommen wurde. Darüber hinaus ist er chemisch so aufgebaut, dass er als direkter Ersatz für fossiles Benzin verwendet werden kann – ohne Umrüstung des Fahrzeugs.
Damit stellt die Technologie eine interessante Alternative dar, insbesondere für die Bestandsflotte von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Laut Synhelion kann der synthetische Kraftstoff auch mit herkömmlichem Benzin gemischt werden und erfüllt alle gängigen Qualitätsstandards.
Alternative zum Elektroantrieb?
Während der Aufbau eines flächendeckenden Ladenetzes für Elektrofahrzeuge noch viele Jahre dauern dürfte, verfolgt Synhelion einen anderen Ansatz: Die bestehende Infrastruktur und Fahrzeugflotte soll weiter genutzt werden – jedoch mit klimafreundlichen Kraftstoffen. Das betrifft nicht nur Motorräder, sondern auch Pkw, Lkw und sogar Flugzeuge.
Für Motorradfahrer bedeutet dies möglicherweise eine Perspektive jenseits der Elektrifizierung. Wer sein geliebtes Bike behalten, aber trotzdem einen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchte, könnte in synthetischen Kraftstoffen eine Lösung finden.
Ausblick
Synhelion kündigte an, in den kommenden Monaten weitere Praxistests mit verschiedenen Fahrzeugtypen durchzuführen. Die Produktion im industriellen Maßstab läuft bereits, der nächste Schritt ist die kommerzielle Verfügbarkeit.
Ob sich Solartreibstoff als echte Alternative etabliert, hängt von mehreren Faktoren ab – darunter Produktionskosten, politische Rahmenbedingungen und die Akzeptanz in der Bevölkerung. Für Motorradfahrer eröffnet sich jedoch eine neue Option, die den Spagat zwischen Fahrspaß und Klimaschutz ermöglichen könnte. So ließe sich der Kauf eines Elektromotorrads vermeiden.
Fazit
Solartreibstoff steht noch am Anfang seiner Entwicklung, doch der erfolgreiche Praxistest an einer Harley-Davidson zeigt: Nachhaltige Mobilität muss nicht zwangsläufig elektrisch sein. Es gibt Alternativen, die bewährte Technik mit zukunftsfähigen Ideen verbinden – und das ganz ohne Verzicht auf den Klang und Charakter klassischer Motorräder.
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