Nach der wirtschaftlich angespannten Phase bei KTM und der darauf folgenden Rückabwicklung der Mehrheitsbeteiligung durch Pierer Mobility AG steht MV Agusta vor einem Neuanfang. Die traditionsreiche italienische Motorradmarke befindet sich seit Anfang 2025 wieder vollständig im Besitz der Sardarov-Familie und hat nun erstmals umfassende Informationen über die Zukunftspläne veröffentlicht.
Reibungslose Trennung von KTM
Obwohl KTM erst 2024 die Mehrheit an MV Agusta übernommen hatte, bestand die geschäftliche Verbindung bereits seit 2022. Damals hatten beide Unternehmen eine Zusammenarbeit im Bereich Vertrieb und Ersatzteilversorgung vereinbart. Im Zuge der Rückabwicklung der Beteiligung wird MV Agusta nun schrittweise aus den KTM-Strukturen ausgegliedert.
Luca Martin, CEO von MV Agusta, betonte, dass die Trennung weitgehend reibungslos verläuft und keine einschneidenden Veränderungen im operativen Geschäft zu erwarten sind. Übergangsweise werden einige infrastrukturelle Dienstleistungen – insbesondere im Bereich IT und Logistik – noch bis Ende 2025 von KTM bereitgestellt.
Unabhängige Strukturen und globale Präsenz
Als Teil des Trennungsprozesses baut MV Agusta derzeit ein eigenständiges Netz regionaler Niederlassungen in Europa, Nordamerika, Asien und Ozeanien auf. Für weitere Regionen wurden neue Partnerschaften mit Importeuren geschlossen. Trotz der bisherigen Nähe zu KTM war das Händlernetz von MV Agusta stets unabhängig – dieses soll nun gezielt weiter ausgebaut werden.
Auch in der Logistik strebt das Unternehmen vollständige Autonomie an. So wird bereits an einer langfristigen Vereinbarung mit einem neuen Logistikpartner gearbeitet, um die Ersatzteilversorgung ab 2026 unabhängig von KTM abzuwickeln.
Stärkung von Entwicklung und Produktion
Ein weiterer bedeutender Schritt ist die Verlagerung der Designabteilung Centro Stile von San Marino in das Stammwerk in Schiranna. Diese Maßnahme soll die Verzahnung von Design, Forschung & Entwicklung sowie Fertigung verbessern. Zudem hat MV Agusta seine Produktion auf das Toyota-Produktionssystem umgestellt, das auf Effizienz, kurze Durchlaufzeiten und minimale Lagerhaltung abzielt.
Blick nach vorn: Neue Modelle und Technologien
MV Agusta kündigt für Ende 2025 die Vorstellung eines völlig neuen Modells an, das mit nur 1 % Bauteilübernahme als vollständige Neuentwicklung gilt. Welches bestehende Modell ersetzt wird, ist noch offen – sowohl Drei- als auch Vierzylindervarianten sind denkbar.
Besonders spannend: Auf der EICMA im November will MV Agusta erstmals einen Prototypen eines neuen Motors präsentieren, der laut Unternehmen „das Konzept der Hyper-Performance neu definieren“ soll. Branchenbeobachter spekulieren bereits über eine Rückkehr in die Superbike-Klasse – ein Segment, das MV Agusta seit dem Produktionsende der F4 im Jahr 2018 nicht mehr bedient hat.
Ab dem Jahr 2026 plant der Hersteller eine umfassende Erneuerung seines Modellportfolios sowie den Einstieg in neue Marktsegmente.
Fazit:
MV Agusta nutzt die Rückkehr zur Unabhängigkeit für einen strategischen Neuanfang. Mit eigenständigen Strukturen, moderner Produktion und einem Fokus auf innovative Modelle positioniert sich die Marke neu – und will in den kommenden Jahren nicht nur bestehende Fans begeistern, sondern auch neue Märkte erobern und dort die Motorräder verkaufen.
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