
Der deutsche Motorradmarkt erlebt im Jahr 2025 einen herben Rückschlag. Laut den aktuellen Zahlen des Industrieverband Motorrad e.V. (IVM) wurden von Januar bis September 2025 insgesamt 141.646 Fahrzeuge neu zugelassen – ein Rückgang von 24,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (186.729 Zulassungen). Damit bestätigt sich ein deutlicher Negativtrend, der sich bereits im Frühjahr abgezeichnet hatte.
Alle Fahrzeugklassen betroffen – nur Quads legen zu:*
| Motorrad-Typ | ab 01.2025 | Marktanteil | ab 01.2024 | Marktanteil Vorjahr | Änd. in % zum Vorjahr |
| Kraftrad | 86610 | 61.15% | 114736 | 61.45% | – 24.5% |
| Leichtkraftroller | 22027 | 15.55% | 26518 | 14.20% | – 16.9% |
| Leichtkraftrad | 18300 | 12.92% | 27620 | 14.79% | – 33.7% |
| Kraftroller | 12519 | 8.84% | 15295 | 8.19% | – 18.1% |
| Vierrädriges Kfz | 1491 | 1.05% | 1308 | 0.70% | + 14.0% |
| Dreirädriges Kfz | 699 | 0.49% | 1250 | 0.67% | – 44.1% |
| Gesamt | 141.646 | 100.00% | 186.729 | 100.00% | – 24.1% |
Der Rückgang zieht sich nahezu durch alle Fahrzeugklassen. Besonders stark betroffen ist das Leichtkraftrad-Segment, das um 33,7 Prozent einbrach. Auch Krafträder – traditionell das größte Segment – verloren 24,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Etwas moderater fiel der Rückgang bei Leichtkraftrollern (-16,9 %) und Kraftrollern (-18,1 %) aus.
Einziger Lichtblick: Vierrädrige Kraftfahrzeuge (Quads und ATVs) verzeichneten mit +14 Prozent ein Wachstum. Das Segment spielt mit nur rund 1.500 verkauften Quads zwar eine geringe Rolle, zeigt aber, dass Nischenmärkte derzeit robuster reagieren als das klassische Motorradgeschäft.
Marken im Vergleich: KTM mit dramatischem Absturz
Im Markenranking der Krafträder zeigen sich teils massive Verschiebungen:*
| Hersteller | ab 01.2025 | Marktanteil | ab 01.2024 | Marktanteil Vorjahr | Änd. in % zum Vorjahr |
| BMW | 18586 | 21.46% | 22652 | 19.74% | – 17.9% |
| Honda | 17572 | 20.29% | 17975 | 15.67% | – 2.2% |
| Kawasaki | 13022 | 15.04% | 12782 | 11.14% | + 1.9% |
| Yamaha | 6352 | 7.33% | 9386 | 8.18% | – 32.3% |
| Triumph | 5655 | 6.53% | 6110 | 5.33% | – 7.4% |
| Ducati | 4753 | 5.49% | 5508 | 4.80% | – 13.7% |
| Harley-Davidson | 3143 | 3.63% | 5624 | 4.90% | – 44.1% |
| Suzuki | 2798 | 3.23% | 4454 | 3.88% | – 37.2% |
| Aprilia | 2290 | 2.64% | 2594 | 2.26% | – 11.7% |
| KTM | 2173 | 2.51% | 10147 | 8.84% | – 78.6% |
| Gesamt | 86.610 | 100.00% | 114.736 | 100.00% | – 24.5% |
Zwar bleibt BMW mit 18.586 Neuzulassungen Marktführer, doch auch der bayerische Hersteller muss ein Minus von 17,9 Prozent verkraften.
Honda kann den Rückgang mit -2,2 Prozent am besten abfedern und baut seinen Marktanteil leicht aus – ein Zeichen für eine stabile Modellpalette und starke Nachfrage nach A2-kompatiblen Modellen.
Kawasaki ist einer der wenigen Gewinner und steigert die Zulassungen leicht um 1,9 Prozent, was vor allem an neuen Mittelklassemodellen wie der Z900 liegen dürfte.
Anders sieht es bei KTM aus: Der österreichische Hersteller verliert 78,6 Prozent und stürzt von über 10.000 auf nur 2.173 verkaufte Motorräder ab – ein historischer Einbruch.
Auch Harley-Davidson (-44,1 %), Suzuki (-37,2 %) und Yamaha (-32,3 %) verlieren deutlich. Der rückläufige Trend bei diesen Marken deutet auf eine schwache Nachfrage im Premium- und Mittelklassesegment hin.
Ursachen für den Markteinbruch
Mehrere Faktoren erklären den drastischen Rückgang der Neuzulassungen:
Die angespannte Wirtschaftslage, hohe Inflation und gestiegene Lebenshaltungskosten drücken auf die Konsumstimmung. Motorräder sind in den meisten Fällen Freizeitprodukte – Anschaffungen, die viele Verbraucher aktuell verschieben.
Im Vergleich zu den Vorjahren sind die Finanzierungskosten für Neufahrzeuge deutlich gestiegen. Das trifft besonders jüngere Käufer, die häufig auf Kredite zurückgreifen.
Einige Hersteller hatten 2025 mit Lieferproblemen oder auslaufenden Modellen zu kämpfen. Zudem wurden manche Modellreihen auf Euro-5+-Normen umgestellt, was temporär zu Produktionspausen führte.
Die Diskussion über zukünftige Antriebsformen, mögliche Fahrverbote für Verbrenner und die fehlende Ladeinfrastruktur für Elektro-Motorräder sorgen für Zurückhaltung. Der Markt für E-Zweiräder bleibt in Deutschland weiterhin klein.
Der nasse Frühling 2025 verzögerte den Saisonstart in vielen Regionen. Erfahrungsgemäß hat das Wetter im ersten Halbjahr spürbare Auswirkungen auf die Zulassungszahlen.
Ausblick: Hoffnung auf Stabilisierung im Jahr 2026
Branchenkenner erwarten, dass sich der Markt 2026 wieder leicht erholen könnte – vorausgesetzt, die wirtschaftliche Lage stabilisiert sich und neue Modelle (insbesondere im A2- und Elektrobereich) den Nerv der Kundschaft treffen.
Viele Hersteller setzen zudem auf Hybridantriebe, modernisierte Assistenzsysteme und flexiblere Finanzierungsmodelle, um neue Zielgruppen anzusprechen.
Trotz des schwachen Jahres bleibt das Motorrad für viele Deutsche ein Symbol für Freiheit und Freizeit – und das wird auch in Zukunft ein stabiler emotionaler Faktor bleiben, selbst wenn die Zulassungszahlen kurzfristig stagnieren.
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