
Die Kultmarke aus Milwaukee hat auf der EICMA 2025 in Mailand ihre Modellneuheiten für die Saison 2026 vorgestellt. Große Revolutionen bleiben allerdings aus – Harley-Davidson setzt weiterhin auf Evolution statt Revolution. Spannend ist jedoch, dass die Präsentation zeitlich mit der Veröffentlichung der aktuellen Quartalszahlen zusammenfiel.
Bekannte Modelle, neue Technik
Für 2026 hat Harley-Davidson mehrere Modelle technisch und optisch aufgefrischt. Die Low Rider S und ST, Heritage Classic, Breakout, Fat Boy und Street Bob – allesamt mit dem kräftigen Milwaukee-Eight 117 – bekommen ein umfangreiches Elektronikpaket. Dazu gehören moderne Fahrassistenzsysteme, die bisher nur in ausgewählten Touring-Modellen zu finden waren.
Auch die Sportster S, Nightster und Nightster Special erhalten Updates: Hier gibt es ein neues Finish für den Revolution Max-Motor, das den Bikes einen frischeren Look verleiht. Zusätzlich bietet Harley ab 2026 einen neuen „Solo“-Ausstattungspaket für Heritage Classic, Street Bob und Street Glide an – ideal für alle, die lieber allein unterwegs sind.
Zwischen Aufwind und Absatzrückgang
Wirtschaftlich ist das Bild gemischt. Laut dem Quartalsbericht zum dritten Quartal 2025 konnte Harley-Davidson den operativen Gewinn deutlich steigern – auf 439 Millionen US-Dollar. Der Grund dafür ist allerdings weniger der Motorradverkauf, sondern ein einmaliger Effekt: Der Konzern hat Anteile an seiner Finanzsparte Harley-Davidson Financial Services (HDFS) verkauft. Diese Transaktion brachte 1,2 Milliarden Dollar ein und verschaffte dem Traditionshersteller dringend benötigte Luft.
Der Gesamtumsatz stieg auf 1,341 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der operative Gewinn legte sogar um 349 Prozent zu. Auch die Zahl der an Händler ausgelieferten Motorräder erhöhte sich um 33 Prozent auf 36.500 Einheiten.
Doch der Schein trügt etwas: Die tatsächlichen Verkaufszahlen an Endkunden gingen um 6 Prozent zurück, insbesondere in Europa, wo Harley 17 Prozent weniger Bikes absetzte als im Vorjahr. Der operative Gewinn des Motorradsegments fiel leicht – von 55 auf 54 Millionen Dollar – und auch die Marge schrumpfte.
Lichtblick: LiveWire
Die Elektromarke LiveWire, die Harley-Davidson als eigenständiges Label führt, zeigt hingegen positive Tendenzen. Im dritten Quartal 2025 wurden 184 Elektromotorräder verkauft – fast doppelt so viele wie im Vorjahr (99 Stück). Dadurch stieg der Umsatz um eine Million Dollar, während die Verluste um acht Millionen sanken.
Auf der EICMA präsentierte LiveWire zudem eine neue S4-Plattform, die in etwa der 125er-Klasse im Verbrennerbereich entspricht. Die kleinen Elektromotorräder wirken zwar eher verspielt und weniger alltagstauglich, zeigen aber, dass Harley auch im Bereich der urbanen Elektromobilität weiter experimentiert.
Fazit
Harley-Davidson bleibt sich treu: Optisch und technisch werden die bekannten Modelle feinjustiert, während große Sprünge ausbleiben. Finanziell konnte der Konzern zwar dank seiner Finanzsparte durchatmen, doch der Rückgang der realen Verkaufszahlen zeigt, dass die Marke nach wie vor um jüngere Kundschaft und internationale Märkte kämpfen muss. Immerhin sorgt die Elektrosparte LiveWire für ein kleines, aber wachsendes Hoffnungssignal.
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