
Die EICMA 2025 hat eines glasklar gezeigt: Chinas Motorradindustrie ist nicht mehr der Billigheimer von gestern. Während chinesische Marken jahrelang hauptsächlich günstige Alltagsbikes für preisbewusste Käufer lieferten, präsentierte sich das Land in diesem Jahr so stark, innovativ und selbstbewusst wie nie zuvor. Viele Stände wirkten moderner und mutiger als die der etablierten Branchengrößen aus Japan oder Europa.
Zwar hapert es noch oft an klarer Kommunikation – viele Modelle wurden ohne genaue technische Daten oder Markteinführungspläne gezeigt – aber das spielt fast schon keine Rolle. Wenn nur die Hälfte der gezeigten Maschinen wirklich in den weltweiten Handel kommt, steht dem Motorradmarkt die größte Umwälzung seit dem Aufstieg der japanischen Hersteller bevor.
Hier meine persönlichen Highlights aus dem Reich der Mitte.
Benda P51 – Ein Hybrid-Boxer, der es krachen lässt
Benda ist erst seit kurzer Zeit global aktiv, aber die Marke schafft es mühelos, Aufmerksamkeit zu generieren. Das beste Beispiel: die neue P51.

Benda P51
Ein 250-ccm-DOHC-Boxer mit Hybrid-Unterstützung, kombiniert 62 PS, 100 Nm Drehmoment und ein Leistungsgewicht, das 0–100 km/h in 3,7 Sekunden ermöglicht. Das klingt eher nach 700-ccm-Mittelklasse als nach einem Viertelliter-Bike.
Dazu zeigte Benda gleich noch einen 700-ccm-Boxer – ein deutlicher Hinweis, dass die P51 vielleicht größer und stärker in Serie geht. Bestätigt ist: Sie soll gebaut werden.
CFMoto V4 SR-RR – Chinas erster echter Superbike-Angriff
CFMoto macht ernst. Die V4 SR-RR war nicht nur das Highlight unter den chinesischen Bikes, sondern eine der aufregendsten Maschinen der gesamten Messe.

CFMOTO V4 SR-RR
Ein komplett neuer V4, über 210 PS, semiaktive Elektronik, aktive Aerodynamik mit beweglichen Winglets – CFMoto greift ganz oben an.
Nach Bikes wie der 675SS oder der 450MT, die längst bewiesen haben, dass chinesische Maschinen keine Ramschware mehr sind, setzt die V4 SR-RR ein Ausrufezeichen:
Das könnte das erste chinesische Superbike sein, das tatsächlich seinen japanischen und europäischen Rivalen gefährlich wird.
Moto Morini Kanguro – Chinesische Technik, italienischer Name

Moto Morini Kanguro
Moto Morini ist italienisch im Herzen, aber chinesisch im Besitz und in der Produktion. Die neue Kanguro-Serie holt einen Klassiker aus den 80ern zurück: diesmal als moderne 300-ccm-Offroadmaschinen.
Beide Varianten – das Enduro-Modell und die Rally-Version – haben:

Moto Morini Kanguro Rally
Die Rally-Version kommt zusätzlich mit Windschutzscheibe und Adventure-Look im Dakar-Stil.
QJMotor Rino 900 – Dreizylinder-Adventure aus China mit italienischer Note
QJMotor bringt 2026 seine erste Dreizylinder-Maschine auf den Markt: die Rino 900, eine straßenorientierte Adventure-Tourer mit Design aus Italien.

QJMotor Rino 900
Der 900-ccm-Tripple leistet um die 120 PS, auch wenn die finalen Zahlen noch fehlen. Spannend: In Patenten tauchten bereits elektromechanische Aktuatoren für Kupplung und Schaltung auf – eine Art automatisiertes manuelles Getriebe. Das Messebike kam jedoch mit klassischem Schaltgetriebe und Quickshifter.
Marzocchi, Brembo, MV-ähnlicher Rahmen – das sieht alles nach Premium aus.
ZXMoto 820ADV – Brandneue Marke, voller Angriff
ZXMoto ist die neue Marke des Kove-Gründers Zhang Xue – und legt ein Tempo hin, das man kaum glauben kann. Erst 2024 gegründet, aber schon ein Dutzend Modelle vorgestellt.

ZXMoto 820ADV
Am spannendsten: die neue 820er-Plattform – ein Dreizylinder, der von Supersport bis Adventure alles abdeckt:
Dazu: ein 450er Rally-Bike, zwei Motocrosser und ein 600-ccm-V-Twin-Cruiser. Alles innerhalb eines Jahres. Beeindruckend.
Fazit: China hat die Szene wachgerüttelt
Noch nie war die chinesische Motorradindustrie so innovativ, mutig und technisch ambitioniert wie 2025. Die EICMA hat gezeigt:
Kommentare